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10:43:09 - HFF MÜNCHEN | KOMPETENZMAGAZIN

26 Perspektivwechsel| HFF machen, all das, was in zehn Jahren sicher nicht mehr gesendet wird. Durch diese Aussichten – dass man nicht mehr für die Ewigkeit dreht – ändern sich doch auch Konzeption und Einstellung der Filmemacher ... Ich kann mir nicht vorstellen, dass Scorsese digital drehen würde. Einen Film wie „Gangs of New York“ digital zu drehen, ist für mich unvorstellbar. Es sei denn, es wäre wirklich etwas Brandaktuelles. Fassbinder dagegen hat viele Filme gemacht, als wären es Zeitungen – die waren am nächsten Tag nicht mehr aktuell. Wie sind denn die Ausbildungs­ standards in den Filmschulen? Können die deutschen Schulen da interna­tional mithalten? Ich würde nicht sagen, dass wir mit- halten können – sondern dass wir besser sind. Ich kenne drei Filmschu- len in Amerika, darunter die der UCLA, Los Angeles, und die in NYU, New York. Die Studenten an den deutschen Schulen haben viel mehr Möglich­ keiten. Sie bekommen mehr Material zur Verfügung gestellt. In Amerika muss man sich alles selber besorgen, und die Studenten sind sehr fleißig dabei, sich Sponsoren zu suchen. In Deutschland ist die Ausbildung zudem viel präziser, sehr zum Erstau- nen der Amerikaner. Wie nah arbeiten Sie in Ihren Seminaren an den wirklichen Arbeits­ bedingungen? Natürlich kann man die Drehsitua- tion nicht mit einem großen Holly- woodfilm vergleichen. Aber wir ver­ suchen, sehr nah an der Praxis zu arbeiten, auch was die Begrenzung von Budget und Zeit angeht. Dabei achte ich darauf, dass man nicht ver- sucht, alles so perfekt zu machen. Manchmal muss man auch die Idee eines Studenten verwirklichen, von der man im Vornhinein weiß, dass sie nicht funktioniert. Er lernt schließ- lich aus Fehlern immer mehr als aus Erfolgserlebnissen. Ich schaue also, dass ich nicht zu stark eingreife. Erst wenn es in eine ganz falsche Richtung geht, mache ich alternative Vor- schläge. Im Idealfall bereiten wir uns in der ersten Woche vor, indem ich Filme zeige, einen pro Tag, und die Studen- ten Fragen dazu stellen. Vielleicht schauen wir uns dann eine Szene noch mal an und analysieren, wie sie ge- macht wurde … Das heißt, die Filmgeschichte ist immer Teil Ihrer Arbeit? Die ist sehr wichtig! Man kann von den älteren Filmen und Regisseuren so viel lernen. Als ich mit Coppola seinen „Dracula“ drehte, war das erste, was er sagte: „Unser Role Model ist Nosferatu von Murnau“ – ein Film von 1922. Sind Ihre Seminare dann struktu- riert wie richtige Filmdrehs? Im Idealfall gibt es da fünf Gruppen, immer eine Regie und eine Kamera. Das übergeordnete Thema ist zum Beispiel eine Kurzgeschichte, Thema Abschied, die zusammen mit der Drehbuchabteilung entwickelt wird. Jede Geschichte soll an einem ande- ren Ort gedreht werden. Das Thema ist also Location and Character. Ich habe gemerkt, dass die Studenten wenig Wert darauf legen, wo eine Szene spielt – also möchte ich ihnen die Wichtigkeit des Ortes für die Szene vorführen. Wie sehen Sie die Unterschiede in der Ausbildung zwischen München und Berlin? An der dffb werden schwerpunktmä- ßig Regisseure ausgebildet – die legen keinen speziellen Wert auf die Ausbil- dung der Kameraleute. Das läuft dort parallel zur Geschichte, die sie erzäh- len. In München, scheint mir, wird auf die Ausbildung der Kamera mehr Wert gelegt – außerdem gibt es auch HFF-Kamerastudenten mit Prof. Michael Ballhaus am Set (links oben) / Michael Ballhaus und Martin Scorsese am Set von „The Departed – Unter Feinden” (rechts oben)

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